Sulden — In den Ortler Alpen befinden sich mehr als 100 Dreitausender. Viele von ihnen lassen sich aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen auf der Alpensüdseite (niederschlagsarme, trockene Sommer) eisfrei besteigen. Seil, Steigeisen und Pickel können also zu Hause bleiben. Selbst die kleinen Dreitausender der Ortler Alpen sind oft schon höher als 3400 Meter. Von ihren Gipfeln aus lassen sich die wirklich imposanten Ziele ins Visier nehmen: Königsspitze, Cevedale, Ortler, Palon de la Mare und so weiter. Fünf Berge, die vergleichsweise leicht zu ersteigen sind und ein stolzes Panorama bieten.

Von der Schaubachhütte aus erscheint die Hintere Schöntaufspitze wie ein lächerlich unbedeutender Geröllhaufen. Der Weg zweigt vom Madritschjoch ab auf den Grat, und dann marschiert der Wanderer noch einmal eine Viertelstunde über unschwierigen Fels auf den Gipfel. Erst ganz oben entdeckt er den nordseitigen, wirklich arg zusammengeschmolzenen Gletscher, der dem Berg immerhin ein wenig hochalpines Flair verleiht. Von der anderen Talseite aus – etwa von der Hintergrathütte oder von der Tabarettahütte – wirkt die Hintere Schöntaufspitze etwas mehr wie eine eigenständige Erhebung. Die Aussicht vom Gipfel fällt auf alle hochkarätigen Berge der Ortler Alpen.



Hintere Schöntaufspitze (3325 m)
Anreise: bis Sulden (1906 m)
Hüttenzustieg: ca. 1-2 Stunden oder Seilbahn
Übernachtung: Schaubachhütte (2581 m), +39 0473 613 24, Zimmer für 4 oder 6 Personen, 25 Lager, ab 12 Euro
Gipfel: Schwierigkeit F, Wanderweg, ca. 2 Stunden

Die Schildspitze ist trotz ihrer stattlichen Höhe von der Südseite her ohne Gletscherberührung zu machen. Aber der Zustieg ist lang. Ein markierter Steig führt aus dem Martelltal erst durch das einsame Pedertal (keine bewirtschafteten Hütten) und schließlich über scheinbar nicht enden wollende Platten auf den Gipfel. Bei Regen oder gar Schnee kann die leichte Blockkletterei ungemütlich werden. Dafür fällt der Blick von der Spitze hinab auf den weitläufigen Laaser Ferner. Vertainspitze und Großer Angelus stehen direkt auf der anderen Talseite. Ein einsamer Gipfel, der nur selten bestiegen wird.



Schildspitze (3461 m)
Anreise: bis Parkplatz Gasthaus Schönblick (2051 m)
Hüttenzustieg: ca. 30 min
Übernachtung: Zufallhütte (2256 m), +39 0473 744785, Zimmer für 2 oder 3 Personen, ca. 80 Lager, ab 12 Euro
Gipfel: Schwierigkeit F / I, markierter Steig, ca. 4-5 Stunden

Die Tschenglser Hochwand liegt oberhalb der Düsseldorfer Hütte in der Laaser Gruppe der Ortler Alpen. Der Normalweg führt unschwierig, aber über elendes Geröll auf die Spitze. Reizvoller ist der Klettersteig durch die Südwand, der immerhin 400 Höhenmeter überwindet und auf über 3300 Meter führt. Der Steig ist mittelschwer, die Schlüsselstelle wird mit C bewertet. Bei klarem Wetter reihen sich die höchsten Gipfel der Ötztaler Alpen im Norden nebeneinander. Das Dreigestirn aus Ortler, Zebrú und Königspitze ist auch zu sehen.



Tschengsler Hochwand (3375 m)
Anreise: bis Sulden (1906 m)
Hüttenzustieg: ca. 2-3 Stunden
Übernachtung: Düsseldorfer Hütte (2721 m), +39 0473 613115, info@duesseldorferhuette.com, Zimmer bis 6 Personen, 8-Bett-Lager, ab 12 Euro
Gipfel: Schwierigkeit F, markierter Steig, ca. 2 Stunden; über Südwand-Klettersteig: Schwierigkeit II, Klettersteig C

Mir ist nicht bekannt, woher die Eisseespitze ihren Namen hat. Weder ist sie eine Spitze, eher eine unauffällige Graterhebung, noch gibt es Eis auf dem Gipfel. Der Weg zum höchsten Punkt führt von der Schaubachhütte über den Steckner Steig. Die Route ist ein alternativer Übergang zur Casatihütte, wenn man das im fortgeschrittenen Sommer steinschlaggefährdete Eisjoch umgehen will. In direkter Nachbarschaft erhebt sich die Königspitze.


Eisseespitze (3240 m)
Anreise: bis Sulden (1906 m)
Hüttenzustieg: ca. 1-2 Stunden oder Seilbahn
Übernachtung: Schaubachhütte (2581 m), +39 0473 613 24, Zimmer für 4 oder 6 Personen, 25 Lager, ab 12 Euro
Gipfel: Schwierigkeit F, markierter Steig, ca. 2 Stunden

Obwohl die Suldenspitze von Sulden aus wie ein stattlicher Gletscherberg erscheint, lässt sie sich von der Casatihütte aus in einer halben Stunde ohne Gletscherberührung besteigen. Wer ganz ohne Eisausrüstung anrücken möchte, muss die Casatihütte aber von der Südseite her besteigen. Über diesen Weg ist die Suldenspitze ein wirklich denkbar leicht zu erreichender Dreitausender. Spaltenreich ist dagegen der Suldenferner auf der Nordseite. Weil die Suldenspitze direkt zwischen der Cevedale- und der Ortler-Gruppe liegt, bietet sich ein großartiger Rundumblick auf die höchsten Gipfel der Region.



Suldenspitze (3376 m)
Anreise: bis Sulden (1906 m)
Hüttenzustieg: von der Schaubachhütte ca. 2 Stunden, Gletscher; aus dem Martelltag ca. 4 Stunden, Gletscher; von den Cedec-Seen ca. 1 Stunde
Übernachtung: Casatihütte (3269 m), +39 0342 935507, 260 Zimmerlager für 2, 4 oder 6 Personen, Halbpension 50 Euro
Gipfel: Schwierigkeit F, Steig, ca. 30 Minuten
7 comments
Extrem schöne Bilder und ich hab schon wieder Lust auf Wandern 🙂 Ich kenn die Ortlergruppe leider bisher nur vom Reschensee aus (wunderschöner Blick).
Was meinst du mit Schwierigkeit F – die Schwierigkeit des Wanderwegs? Kenn diese Bezeichnung nur bei Klettersteigen.
Das ist die SAC-Hochtourenskala: “F” steht da für “Facile”, also “Leicht”
http://de.wikipedia.org/wiki/SAC-Berg-_und_-Hochtourenskala
Alles klar, danke 🙂
Danke für die Tipps!
Ist gar nicht so einfach gute Routen zu finden, wenn man kein Profi ist 😉
Bitte bitte. Die Berge sind alle schön und verhältnismäßig ungefährlich.
[…] Abend steigen wir auf die Suldenspitze, die gleich neben der Casatihütte liegt. Wolkenberge türmen sich über dem Gebirge auf. Dort […]
[…] – Fünf leichte Dreitausender in den Ortler Alpen – […]